Fragen an das Architekturbüro – Museum für Volkskunde Molfsee

­Was würden Besucher nicht entdecken, was uns Architekten des Gebäudes sofort auffällt?

Von außen auf das Museum zukommend, werden BesucherInnen die eigentliche Größe des Hauses nicht erkennen, weil sich die Ausstellungsflächen im Untergeschoss befinden. Im Innern entdecken BesucherInnen erst auf dem 2. Blick, bzw. nach und nach den intensiven Bezug des Hauses zu den Exponaten des Freilichtmuseums als Transformation bekannter Proportionen, Konstruktion, Materialien etc.: das Rautenfachwerk des Daches entspricht den großartigen Dachkonstruktionen historischer Scheunen, Sichtestrich als Fußboden erinnert an Stampflehmböden der Bauernhäuser, Wände sind teilweise mit Lehmputz mit Strohhäcksel verputzt, die Möbel sind aus geräucherter Eiche gefertigt (die dunkle Färbung entsteht durch Ammoniak – historisch besonders in Pferdeställen durch Urin der Tiere).

 

Lieblingsplatz im Gebäude?

Außen: Dort, wo man Neubau und historische Häuser im Kontext sieht

Im Eingangsfoyer: Die Installation des Künstlers Arne Lösekann aus acht historischen Heugreifern in Form einer Aufwärtsspirale, die die BesucherInnen im Foyer des Neubaus empfängt.

Am Innenhof: Der ringförmige Gang um den Innenhof schafft eine besondere Atmosphäre, stellt aber über die Präsenz der beiden beschirmenden Dächer und den sich öffnenden Hof den Bezug zwischen innerer und äußerer Museumswelt her.

Eine besondere Lösung für eine besondere Herausforderung?

Die Eindeckung mit Cortenstahlplatten sollen mit ihrer Farbe und dem vertikalen Fugenbild Bezug zu den historischen Reetdächern herstellen.

Die stützen- und strebenfreie hölzerne Dachkonstruktion als Rautenfachwerk sollte ein ungestörtes Raumvolumen erzeugen. Als vorgefertigte Konstruktion war sie eine geometrische Herausforderung und musste millimetergenau auf die Sichtbetonvorlagen der Stützwände passen.

 

Lösungsweg zur Herangehensweise an die Aufgabenstellung

Die geforderten Programmflächen für das Eingangsgebäude mit Foyer, Seminarraum, Museumsshop und Café, für die Kulturvermittlung mit Schulung, Werkstätten, Anlieferung und Lager und die umfangreichen Ausstellungsflächen samt Nebenräumen hätten ausschließlich oberirdisch angeordnet ein riesiges Gebäude mit ungewöhnlich großem Maßstab erzeugt. Mit der Idee, die Ausstellungsflächen im Untergeschoss zu platzieren, konnten wir die Flächen nahezu halbieren, die wir dann in den Bereich öffentliches Empfangsgebäude und internes Schulungsgebäude nochmals gegliedert haben.

Der Anspruch, den Neubau zum festen Bestandteil des Freilichtmuseums zu machen, führte zu einer transformierten Gebäudeform, die als „Visitenkarte“ Bezug nimmt zu den historischen Bauernhäusern und Scheunen.

Die leicht zueinander verdrehten neuen „Scheunen“ bilden zusammen mit einer bestehenden Feldscheune ein für Schleswig-Holstein typisches Gebäude-Ensemble mit einem Platz, von dem aus BesucherInnen am Beginn des Rundgangs bereits einem weiten und tiefen Blick in das Freilichtmuseum genießen kann.

Unser Ziel war es, für die komplexe Aufgabenstellung eine einfache und atmosphärische Architekturlösung zu finden, die ein vertrautes Bild gleichsam abstrahiert.

Warum mit Architekten arbeiten?

Wie soll es ohne Architekten gehen?