Erweiterung Bertha-von-Suttner-Schule

Welcher ist Ihr Lieblingsplatz im Gebäude oder auf dem Außengelände?

Einer meiner Lieblingsplätze ist auf jeden Fall die Bibliothek. Sie ist das Herzstück des Neubaus, und repräsentiert die Schule und ihren offenen Charakter. Mit den drei gestaffelten Ebenen, den hölzernen Wandverkleidungen, seinen Einbauten und der Verbindung zum Außenraum wirkt der Raum freundlich und einladend. Man spürt, dass hier die Lernenden und Lehrenden wertgeschätzt werden. Wenn sich dann noch eine Schülerin in der Pause einfach an den Flügel auf der mittleren Ebene setzt – wie es neulich bei unserem Besuch der Schule geschehen ist – verstärkt es dieses Raumerlebnis noch.

 

Gibt es bei dem Projekt eine besondere Lösung für eine besondere Herausforderung?

Eine bauliche Herausforderung war sicherlich die Anordnung der Lernwelt über der Bibliothek. Neben dem großzügigen Selbstlernzentrum gilt die erst kürzlich gegründete Oberstufe als neues Highlight der Schule. Und dieses sollte auch baulich inszeniert werden, indem sie als zusammenhängende Lernfläche über der Bibliothek „schwebt“ und dennoch Teil einer großen neuen Lerneinheit ist. Der große hallenartige Raum für die Bibliothek schließt nach oben also nicht mit einem Dach ab, sondern mit einem Vollgeschoss. Um das statisch umsetzen zu können und diese Wirkung zu erzielen, haben wir  eine leichte Bauweise gewählt und die Konstruktion dort abspeckt, wo es ging.

Verbunden sind die beiden Lernwelten über innenliegende Fenster und Lichtschächte, die von oben bis in die Bibliothek hindurchstoßen und seitlich verglast sind. Man kann also von fast überall aus in den großen Gemeinschaftsbereich der Schule blicken. So versteht man die Raumzusammenhänge und kann sich orientieren. Zudem bringt es zusätzliches Tageslicht in die Räume.

 

Können Sie kurz den Lösungsweg für die Herangehensweise an die Aufgabenstellung skizzieren?

Das Schulgelände, auf dem der Neubau errichtet wurde, wird an zwei Seiten durch einen Hang begrenzt und bot nicht allzu viel Platz neben dem bestehenden Schulbau. Den Weg zur benachbarten, ca. 5 Meter höher gelegenen Grundschule wollte die Schule gerne erhalten. Gleichzeitig sollte es aus energetischen Gründen ein kompakter Baukörper werden. Um das große Volumen unterzubringen, haben wir den Baukörper so platziert, als sei er in den Hang geschoben. Alt- und Neubau kommen sich bewusst sehr nahe und bilden die neue Adresse der Schule.

 

Warum sollte ein Bauherr auf jeden Fall mit einem Architekten/ Ingenieur zusammenarbeiten?

Jedes Bauvorhaben ist ein Prozess. Man muss immer wieder zwischen einzelnen Detaillösungen und den formulierten Zielen und Qualitäten abwägen, die dem Auftrag zugrunde liegen. Neben der Planung und Umsetzung ist dieses die Kernaufgabe von uns Architekt:innen, für die ein großes Maß an Erfahrung nötig ist.

 

Die Fragen beantwortete Architekt Lars Holbe (Projektleiter).