Fragen an das Architekturbüro – Umbau und Erweiterung Kindertagesstätte Rumohr
Frage 1: Was würden Besucher bei Ihrem Projekt nicht entdecken, dass Ihnen sofort auffällt?
Wiltrud Wieder: Der Windfang ist der Haupteingang des Kindergartens und gleichzeitig Durchgang zum Gemeindehaus. Die gelbe Untersicht des Vordaches läuft innen im Windfang weiter und rückseitig wieder heraus. Das unterstreicht die Blickrichtung auf den gewohnten Weg zum Gemeindehaus.
Frage 2: Welcher ist Ihr Lieblingsplatz im Gebäude oder auf dem Außengelände?
Wiltrud Wieder: Vom Spielplatz blicken die Kinder auf das ihnen bekannte Gemeindehaus und gleich daneben lugt ihr Kindergarten hervor, in Größe und Proportion angepasst an den Bestand und doch frisch und neu.
Frage 3: Gibt es bei dem Projekt eine besondere Lösung für eine besondere Herausforderung?
Wiltrud Wieder: Die besondere Herausforderung war, alle gewünschten Räume auf dem kleinen Parkplatzgrundstück unterzubringen, die Abstandsflächen einzuhalten und dann für das eingeschossige Gebäude eine gleichwertige Form neben der „Alten Schule“ mit dem markanten Giebel zu finden.
Das ist mit dem äußerst kompakten Grundriss fast ohne Flure, sondern nur mit einem zentralen Speiseraum, von dem alle Räume abgehen, gelungen. Die Räume fließen in Richtung der Fenster dem Licht entgegen. Damit werden dunkle Innenbereiche trotz großer Raumtiefen vermieden. Die gefaltete Dachform ergibt trotz der flächigen Großform dorftypische Dachneigungen.
Frage 4: Können Sie kurz den Lösungsweg für die Herangehensweise an die Aufgabenstellung skizzieren?
Wiltrud Wieder: Das zunächst vorgesehene große Freigelände, die Festwiese im Süden des Gemeindehauses, lag baurechtlich im Außenbereich und hätte ein langwieriges Bebauungsplanverfahren erfordert.
Das kleine Parkplatzgrundstück bot dagegen den Vorteil, direkt am Bestand anschließen zu können. Das Raumprogramm für Alt- und Neubau wurde unter Berücksichtigung größtmöglicher Förderung entwickelt und es wurde ein flexibler Grundriss für wechselnde Gruppen- und Größenarten geschaffen. Der Neubau sollte, unserer Meinung nach, an der repräsentativen Stelle im Ortskern eine dorfbaulich angemessene Form haben.
Frage 5: Warum sollte ein Bauherr auf jeden Fall mit einem Architekten/Ingenieur zusammenarbeiten?
Wiltrud Wieder: Architekt*innen begleiten die Auftraggeber*innen kompetent und unabhängig. Sie analysieren und hinterfragen zunächst die Aufgabenstellung wie in diesem Fall z.B. die ursprüngliche Grundstückswahl „Festwiese“. Sie recherchieren alle Rahmenbedingungen einer Aufgabe (Städtebauliche Wirkung, Kosten, Baurecht, Zeitplan), beziehen Fachplaner*innen ein und stellen dann fundierte Lösungsvorschläge vor. Die Auftraggeber*innen können sich auf ihre Bauherrenaufgabe konzentrieren und sich untereinander und mit dem Architekturbüro beraten und dann Entscheidungen treffen. Die Detailplanung, Ausschreibung und Bauleitung durch ein Architekturbüro gibt den Auftraggeber*innen die Sicherheit, ein kostengünstiges und technisch einwandfreies Gebäude mit Gewährleistung zu erhalten. Sie bekommen eine für ihre Situation erdachte, gute Gestaltung und Funktion und damit eine langfristig hochwertige Immobilie.
Wiltrud Wieder ist Dipl. Ing. FH Architektin und Stadtplanerin sowie Projektleiterin