Parkhaus ILO-Park

Welcher ist Ihr Lieblingsplatz im Gebäude oder auf dem Außengelände?

Am liebsten stehen wir zunächst an der Süd-Ecke in einiger Entfernung zum Gebäude, wo man die Fassade mit ihren eingezogenen Ecken und den kontrastierenden Portalen im Zusammenhang betrachten kann. Sobald wir die Perspektive verändern und uns dem Gebäude nähern, zeigt sich das Gebäude immer wieder in einer anderen Gestalt: Sowohl die Transparenz als auch die Wahrnehmung der gefalteten Flächen kann auf diese Weise sehr vielfältig erfahren werden.

 

Gibt es bei dem Projekt eine besondere Lösung für eine besondere Herausforderung?

Das Parkhaus wird baurechtlich als so genanntes offenes Parkhaus betrachtet, dies bedingt einen Mindestanteil an lichtem Öffnungsquerschnitt in der Fassade. Gleichzeitig erfüllt das Parkhaus auch einen Schallschutz gegen den aus Nord-Osten ins Wohnquartier kommenden Eintrag der Bahntrasse und die Schallemissionen aus dem Parkhaus müssen gemindert werden. Um das zu gewährleisten darf die Fassade nicht zu schalldurchlässig sein. Eine offene Fassade ist im Grunde also erstmal kontraproduktiv. Die Lösung besteht darin, den Lochanteil an jeder Außenfläche entsprechend der beiden Parameter zu variieren. So wird der Schall in den relevanten Richtungen an seiner Ausbreitung gehindert, gleichzeitig ist der effektive Öffnungsquerschnitt für die Definition als offenes Parkhaus eingehalten.

 

Können Sie kurz den Lösungsweg für die Herangehensweise an die Aufgabenstellung skizzieren?

Bereits im frühen Stadium der Quartiersentwicklung wurde für diese Fläche eine Nutzung als Parkhaus vorgesehen, die große Kubatur zeichnete sich dadurch sehr früh ab. Da dieser Ort als Abschluss des Quartiers zu betrachten ist und gleichermaßen prominent in direkter Bahnhofsnähe liegt, war es von großem Interesse, den funktionalen Körper des Parkhauses mit einer hochwertigen Fassadengestaltung zu versehen und bewusst am Ort zu inszenieren. Mithilfe von analogen und digitalen Modellen erforschten wir verschiedene Formen und Materialien, welche uns schließlich zu einem mehrfach gefalteten Parallelogramm führten, das sich als repetitives Grundmodul um das gesamte Gebäude reiht und sich an den Ecken prismatisch einzieht. Die Wahl des Materials fiel auf ein Alu-Lochblech, das durch seine metallische Reflexion sehr unterschiedliche Lichtwirkungen generiert und gleichzeitig einen dezenten Blick auf das Tragwerk gewährt.

 

Warum sollte ein Bauherr auf jeden Fall mit einem Architekten/Ingenieur zusammenarbeiten?

Gute und funktionierende Architektur ist immer ein Unikat, welches aus den spezifischen Anforderungen der Nutzung und den besonderen Gegebenheiten des Ortes entsteht. Um dieser Herausforderung angemessen zu begegnen, müssen die drei elementaren Aspekte Funktion, Konstruktion und Gestaltung in Einklang gebracht werden. Hierfür bedarf es einem fruchtbaren Miteinander zwischen allen Beteiligten, moderiert und kuratiert durch den Architekten. Das Parkhaus zeigt, dass auch eine eher im Ingenieurbau angesiedelte Bauaufgabe mit einer Vielzahl an technischen Anforderungen eine anspruchsvolle Architektur hervorbringen kann.

 

Die Fragen beantworteten Projektleiter Christoph Kruse und Projektarchitekt Tilman Rickmers.