Fragen an das Architekturbüro – Mensa, Flensburg

Frage 1: Was würden Besucher bei Ihrem Projekt nicht entdecken, daß Ihnen sofort auffällt?

Carsten Mildner: Der Querschnitt der neuen Aula und Mensa gleicht im Typus dem Aufbau der benachbarten Turnhalle von Theodor Rieve aus dem Jahr 1940. Ein hoher Raum, in den durch hohe Lichtbänder Tageslicht hineinfällt.

 

Frage 2: Welcher ist Ihr Lieblingsplatz im Gebäude oder auf dem Außengelände?

Carsten Mildner: Im alten Treppenhaus stehend mit Blick in den hohen Raum der neuen Mensa und auf die Treppe, die dorthin führt. Als Kontrast dazu der intim wirkende Bereich neben der Bühne mit Blick auf die Küche und den seitlich angeordneten Patio. Annkatrin Mildner: Die Küche mit dem Möwen-Mosaik.

 

Frage 3: Gibt es bei dem Projekt eine besondere Lösung für eine besondere Herausforderung?

Carsten Mildner: In der Küche werden täglich über 200 Essen zubereitet. Sie hat eine große Öffnung zum Innenraum und ist voll einsehbar. Wir hatten verschiedene Farbigkeiten visualisiert und ausprobiert und waren nicht zufrieden.

Die Idee mit den Mosaik-Möwen reifte bei einer gemeinsamen Flasche Wein mit der Hamburger Künstlerin Johanna Stallbaum. Diese kam dann auch zur tatkräftigen Unterstützung, als wir in Elternarbeit und einer Nachtschicht die Mosaike für den Fliesenleger vorbereiteten. Unseren Planungsaufwand für die Wandgestaltung haben wir nicht in Rechnung gestellt und der Ostseeschule gespendet. Ein solches Vorhaben wäre ohne persönlichen Einsatz sonst im Kostenrahmen nicht umsetzbar gewesen. Unserer Meinung nach hat sich der Aufwand gelohnt. Vielen Dank an die Bauherren, die diesen Weg mit uns gegangen sind.

 

Frage 4: Können Sie kurz den Lösungsweg für die Herangehensweise an die Aufgabenstellung skizzieren?

Carsten Mildner: Die Doppelnutzung als Mensa und Aula wird dadurch ermöglicht, dass sich der Raum in zwei Richtungen orientieren kann. Die zwei optisch losgelösten Baukörper an den Stirnseiten beherbergen Küchenbereich und Bühne. Da sich der Neubau im Innenhof befindet, war es uns wichtig, dass dieser neue zentrale Raum trotzdem ausreichend natürlich belichtet wird. Heute fällt das Tageslicht bis auf den Boden. Wir erreichten dies, indem wir den mittleren Teil des Daches freistellten und die heutigen Seitenschiffe absenkten. Den hohen Baukörper der Bühne planten wir auf der Nordseite, so konnten wir das Fensterband im Süden über dem niedrigeren Baukörper der Küche umlaufen lassen und hier das Sonnenlicht einfangen.

Die niedrigen Seitenschiffe und die gestaffelt herabhängenden Deckenleuchten lassen den Raum niedriger wirken, die hellen Holzmaterialien (Birke, Esche, Weißtanne) verleihen ihm eine freundliche Atmosphäre.

 

Frage 5: Warum sollte ein Bauherr auf jeden Fall mit einem Architekten/Ingenieur zusammenarbeiten?

Carsten Mildner: In beratender und federführender Position sind Architekten als Sachverwalter des Bauherren befähigt, alle Facetten eines Gebäudes zu bewerten und in Abstimmung mit dem Bauherren zielgerichtet eine ganzheitliche Lösung zu finden. Als Spezialisten für den gebauten Raum und die Entwicklung einer Raumidee halten Architekten dabei alle Fäden zusammen und stellen im Interesse des Bauherren und der Bauaufgabe die qualitativ hochwertige Umsetzung über den gesamten Bauverlauf sicher.

Architektur stellt sich immer der Auseinandersetzung mit dem Menschen (Nutzer) und dem Ort. Gut gestalteter Raum ist spürbar und unterstützt die Menschen in ihrem Sein und ihrem Tun. Wem dies wichtig ist, sollte mit einem Architekten zusammenarbeiten.

Carsten Mildner ist Dipl. Ing., Architekt und Projektleiter