Fragen an das Architekturbüro – Kinderhaus, Flensburg
Frage 1: Was würden Besucher bei Ihrem Projekt nicht entdecken, dass Ihnen sofort auffällt?
Annkatrin Mildner, Carsten Mildner: Wer das großzügige Gelände betritt, ahnt nicht, dass wir „Platzprobleme“ hatten. Für ein angemessenes Gegenüber zu dem Schulgebäude, die Qualität der Außenräume von Schule und Kinderhaus und eine saubere Erschließung war es uns wichtig, das neue Gebäude im hinteren Bereich des Grundstückes zu platzieren. Die baurechtlichen Hürden am Anfang bestanden nicht nur darin, dass die Fläche sich im Außenbereich befindet, sondern auch darin, dass wir das neue Gebäude in unmittelbarer Nähe zu einem Notbrunnen errichten wollten. Unserer Meinung nach war es der einzig richtige Weg. Es ist uns gelungen, beide Hürden mit einer guten Planung in einem langen Genehmigungsverfahren zu nehmen. Das Kinderhaus selbst hätte genau 2qm größer werden können.
Heute sieht alles sehr großzügig aus.
Frage 2: Welcher ist Ihr Lieblingsplatz im Gebäude oder auf dem Außengelände?
Annkatrin Mildner: Die Kreativwerkstatt. Hier möchte ich nochmal Kind sein dürfen.
Carsten Mildner: Das Fenster im Haus 8 der Krippe mit Blick zum Weg und Eingang.
Für die Belichtung wichtig, für die Kleinsten, die ihren Eltern beim Verlassen des Kinderhauses den ganzen Weg entlang hinterherschauen können, eine Herausforderung. Im gemeinsamen Gespräch entschieden sich unsere Bauherren für die pädagogisch unterstützende statt für eine architektonische Lösung, durch die man diese Situation hätte vermeiden können. Hut ab!
Frage 3: Gibt es bei dem Projekt eine besondere Lösung für eine besondere Herausforderung?
Annkatrin Mildner, Carsten Mildner: Nach unserer Entscheidung für die Lage des Kinderhauses war es uns außerdem wichtig, die Erschließung nicht mit dem Außenbereich des Schulhofes zu vermischen. Auf die stirnseitige Erschließung reagierten wir, indem wir statt eines langen Flures eine Promenade gestalteten, welche sich zwischen den Häusern immer wieder zu den Außenräumen öffnet. Entlang der Promenade befinden sich die Garderoben und verschiedene „öffentliche“ Bereiche wie Cafés und die Piazza als zentraler Spielbereich.
Die fünfeckigen Formen der Baukörper der einzelnen Häuser ermöglichen fließende Übergänge und Richtungsänderungen, die einen langen Flurcharakter gar nicht erst entstehen lassen und dienen darüber hinaus einer besseren Lichtführung.
Frage 4: Können Sie kurz den Lösungsweg für die Herangehensweise an die Aufgabenstellung skizzieren?
Annkatrin Mildner, Carsten Mildner: Zu Beginn des Vorhabens haben wir uns intensiv mit dem pädagogischen Konzept und den Gedanken der späteren Nutzer des Ostsee Kinderhauses befasst. Sehr früh entstand die Skizze, mit dem Gedanken an Steine, die von einem Flusslauf leicht umspült werden. Entstanden ist daraus dann die Grundidee einer kleinen Stadt mit Häusern, Straßen und Plätzen. Diese in Architektur übersetzte Pädagogik zeigt sich im Gesamten und an bestimmten Stellen. Als ein Beispiel seien hier die unterschiedlichen Bezüge zum Außenraum genannt. Wir haben die Funktionen in den Häusern so verteilt, dass die Häuser im Osten einen direkten Zugang zum geschützten Außenspielbereich haben.
Auf der Westseite steht der Blickbezug zur Ostseeschule im Vordergrund.
Frage 5: Warum sollte ein Bauherr auf jeden Fall mit einem Architekten/Ingenieur zusammenarbeiten?
Annkatrin Mildner, Carsten Mildner: Architekten gestalten maßgeschneiderte Lebensräume für ihre späteren Nutzer und halten beim Planen und Bauen die Fäden in der Hand.
Annkatrin Mildner ist Dipl. Ing., Architektin
Carsten Mildner ist Dipl. Ing., Architekt
Gemeinsam waren sie für die Projektleitung verantwortlich.