Fragen an das Architekturbüro – Dreifeldsporthalle
Was würden Besucher bei Ihrem Projekt nicht entdecken, was Ihnen sofort auffällt?
Wir haben sofort vor Augen, wie mit der runden Attika und der feinen horizontalen Betonung der Fugen sowie dem neuen Farb- und Materialkonzept die ursprüngliche Gestaltsprache und verborgenen Qualitäten des Bestandes aufgegriffen und neu sichtbar werden.
Welcher ist Ihr Lieblingsplatz im Gebäude oder auf dem Außengelände?
Eindeutig der Vorplatz mit Blick auf die Nordseite, an der man die reduzierte aber stringente Formgebung des Baukörpers besonders gut erfasst: Die klare Linienführung, wenige, aber gezielt formulierte Einschnitte in die Kubatur und ein Gesamtbild, das die Idee eines Kiesels in der Düne widerspiegelt, so wie auch schon der Ursprungsbau – nur jetzt viel glänzender.
Gibt es bei dem Projekt eine besondere Lösung für eine besondere Herausforderung?
Wir hatten uns für die Sanierung zum Ziel gesetzt, den Geist des Bauwerks zu erspüren und ihn konzeptionell in die Zukunft zu führen. Die Außenfassade sollte ein einheitlich ebenes Erscheinungsbild erhalten. Hierfür musste an der Ostfassade eine aufwändige Unterkonstruktion vorgesehen werden, um zwischen den tragenden Stützen, die sich nur an dieser Seite an der Außenseite der Betonsandwichelemente befinden, stabilen Befestigungsgrund für die neue Vorhangfassade zu bieten. Gleichzeitig musste der durch die überstehende Attika entstehende Hohlraum luftdicht gesichert werden. Die spezielle Unterkonstruktion aus Stahlprofilen und Kassetten haben wir gemeinsam mit dem Tragwerksplaner und der ausführenden Firma entwickelt.
Können Sie kurz den Lösungsweg für die Herangehensweise an die Aufgabenstellung skizzieren?
Am Anfang stand eine intensive Auseinandersetzung mit den Qualitäten des Vorgefundenen und der Umgebung. Das 1978 errichtete Gebäude ist ein Skelettbau mit robusten Stahlbetonelementen. Als Typenbau ist es – wie auch das Schulgebäude – Ausdruck seiner Herstellungsepoche. In ihm schwingt noch der Zeitgeist der Olympiade von 1972 mit, insbesondere die legendäre Farb- und Typographiewelt des Grafikdesigners Otl Aicher. Diese Charakteristika wollten wir erhalten und mit zeitgemäßen Anforderungen vereinbaren: Anpassung an neueste energetische Standards und Barrierefreiheit in allen wesentlichen Bereichen, um die Halle langfristig auch im Wettkampfbereich uneingeschränkt nutzbar zu machen. Für die Nutzenden schafft der Umbau eine angenehme Atmosphäre – die Innenräume sind lichtdurchflutet und wie die äußere Schale nordisch hell und freundlich. Auch die „Kunst am Bau“ konnte realisiert werden, obwohl kein Budget zur Verfügung stand. Hierfür haben wir einen Schülerwettbewerb vorbereitet und begleitet.
Warum sollte ein Bauherr auf jeden Fall mit einem Architekten zusammenarbeiten?
Weil es nur mit Architekt*innen möglich ist, eine hohe Gestaltqualität mit Zielen der Auftraggeber*innen und technischen, konstruktiven sowie finanziellen Anforderungen zusammenzubringen. Aus diesen komplexen Parametern entwickeln wir mit unserem Erfahrungspotential eine passgenaue architektonische Lösung, die den Bedürfnissen der späteren Nutzenden und des Ortes entspricht und oft ganz neue und ungewohnte Perspektiven eröffnet.
Die Fragen beantwortete Projektleiterin Dipl.-Ing. Architektin Sabine Schiffler-Natarajan.