Fragen an das Architekturbüro – Umnutzung eines Industriegebäude zu Coworking

 


Frage 1: Was würden Besucher bei Ihrem Projekt nicht entdecken, dass Ihnen sofort auffällt?

Heike Nowotny: Im Zuge der Umbaumaßnahmen wurden große Hallenteile der ehemaligen Druckerei abgebrochen sowie eine neue Erschließung des Gebäudes erschaffen. Anlieferungsrampen für Papierrollen und Druckerschwärze wurden vollständig entfernt und durch ein gläsernes Foyer ersetzt. Diese umfassenden Veränderungen sind für den Besucher auf den ersten Blick nicht ersichtlich, jedoch mir als Architektin, die den Umbau von Beginn an begleitet hat, stets bewusst.

 

Frage 2: Welcher ist Ihr Lieblingsplatz im Gebäude oder auf dem Außengelände?

Heike Nowotny: Mein Lieblingsplatz befindet sich am Tresen der Bar im Eingangsgeschoss des Co-Working-Spaces. Er ist zentraler Knotenpunkt und Ort der Kommunikation. Von hier bietet sich dem Besucher ein Rundum-Blick auf das Eingangsfoyer, die großzügige Sitztreppe und auf die Innenhöfe des Gebäudes.

 

Frage 3: Gibt es bei dem Projekt eine besondere Lösung für eine besondere Herausforderung?

Heike Nowotny: Die besondere Herausforderung bestand darin, ein ehemaliges Industriegebäude so umzubauen, dass die heute gültigen Bau- und Nutzungsansprüche erfüllt werden. Insbesondere die Bedingungen an den vorbeugenden Brandschutz, an die Statik des Gebäudes sowie an einen „modernen“ Büroarbeitsplatz verlangten vom Planungsteam außerordentliche Lösungswege. Neben der Ertüchtigung sämtlicher Geschossdecken mit Brandschutzputz und dem Einbau statisch erforderlichen Aussteifungswände entschied sich der Bauherr für die Ausführung einer mechanischen Be- und Entlüftungsanlage im gesamten Gebäude.

 

Frage 4: Können Sie kurz den Lösungsweg für die Herangehensweise an die Aufgabenstellung skizzieren?

Heike Nowotny: Ursprünglich war die Umnutzung eines einzigen Geschosses des Gebäudes geplant. Doch bereits zu Beginn der Vorentwurfsphase stellte sich heraus, dass umfassendere Baumaßnahmen erforderlich sind, um die zukünftige Nutzung als Coworking-Space zu realisieren. Im Laufe des Planungsprozesses entschied sich der Bauherr schließlich, fünf Etagen umzubauen und das Gebäude zusätzlich um ein Geschoss aufzustocken. Dabei bestand unsere Aufgabe als Architekten, sich dynamisch an die Änderungswünsche anzupassen und im Team mit Fachplanern und Nutzern unterschiedlichste Lösungswege zu erarbeiten.

 

Frage 5: Warum sollte ein Bauherr auf jeden Fall mit einem Architekten/Ingenieur zusammenarbeiten?

Heike Nowotny: Der Architekt besitzt den unbefangenen Blick von außen und ist dadurch offen für ungewöhnliche Ideen. Als Koordinator sämtlicher am Bau Beteiligten behält er die Übersicht und führt alle Planungsergebnisse zusammen. Er gewährleistet die Kosten- und Terminsicherheit und sorgt für Qualitätssicherung.

Heike Nowotny ist Dipl. Ing. Architektin und Projektleiterin